Rezension – Abtreibung: Nicht immer tragisch, aber immer persönlich
Glückwunsch. 15 Erzählungen über Abtreibung
Der Sammelband „Glückwunsch“ vereint 15 sehr unterschiedliche Erzählungen über den Schwangerschaftsabbruch und tritt dem dominanten Narrativ entgegen, dass Abtreibung stets ein trauriges Ereignis sei.
Cover Glückwunsch. 15 Erzählungen über Abtreibung.
Stattdessen schafft er es, vielfältige Situationen und Umgangsweisen abzubilden. Von utopischen Erzählungen, in denen die Fristenlösung längst Vergangenheit ist und man ein staubsaugerähnliches Gerät namens SAZ (Sichere Abtreibung Zuhause) nach Hause geliefert bekommt, über Einblicke in den Umgang mit Abtreibung in der DDR, bis hin zum Hinterfragen von Kinderwünschen im Klimawandel. Zwischen Fiktion, persönlichen Briefen und Erzählungen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gelingt es dem Buch, das Feld multiperspektivisch aufzuspannen. Was fehlt, ist das Thema Abtreibung nach pränataler Diagnostik – dabei wäre das Format sicher auch diesen komplexen Fragen gerecht geworden. Insgesamt ein tolles Buch, das mal leicht und bestärkend, mal nachdenklich daherkommt und ganz unterschiedliche Zugänge schafft.
Gneuß, C./Weber, L. (Hg.) (2023): Glückwunsch. 15 Erzählungen über Abtreibung. Hanser Berlin, 199 Seiten, 23,- Euro. ISBN: 978-3-44627-677-2.
Jonte Lindemann ist Mitarbeiter*in des GeN und Redakteur*in des GiD.
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