Behinderung

Piktogramm: Paragraf, Erlenmeyerkolben, Faust

Selektive Pränataldiagnostik (PND), die nur nach Normabweichungen sucht und weder die Versorgung der Schwangeren noch die Gesundheit des werdenden Kindes verbessert, verstößt gegen die UN-Behindertenrechtskonvention. Sie konterkariert das gesellschaftliche Ziel der Inklusion von Menschen mit Behinderung. Behinderung wird vielfach immer noch mit Sorgen, Leid und Schmerzen verbunden – eine ableistische/behindertenfeindliche Einstellung. Die gesellschaftliche Bereitstellung von Ressourcen für die gezielte pränatale Suche nach Abweichungen und Behinderungen (via Regelfinanzierung durch die Krankenkassen) zeigt, dass es weiterhin als normal und unproblematisch gilt, Behinderung um beinahe jeden Preis vermeiden zu wollen.

Die angenommene Andersartigkeit macht behinderte Menschen zur Projektionsfläche für Ängste vor Schmerzen, Abhängigkeit, Immobilität und Verlust von Kontrolle. Von einer grundlegenden menschlichen Situation werden Verletzlichkeit und Schwäche zu einer Bedrohung der eigenen „Normalität“ und des Selbstbildes als autonomes, selbstbestimmtes Subjekt, das selbstdiszipliniert und -kontrolliert, frei und gesellschaftlich funktionstüchtig ist, die abgewehrt werden muss.

Beiträge zu diesem Thema

  • Anhörung zum NIPT

    Marion Baldus und Josef Hecken auf ihren Sitzplätzen im Gesundheitsausschuss. Baldus redet und gestikuliert dabei.
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    Der Gesundheitsausschuss hat am 9. Oktober 16 Expert*innen zur Notwendigkeit eines Monitorings der Folgen der Kassenzulassung des nicht invasiven Pränataltests (NIPT) befragt. Diskrepanzen gab es zwischen Pränataldiagnostiker*innen auf der einen und (Eltern-)Selbstvertretungen und Beratungsstellen auf der anderen Seite.

  • Pränataldiagnostik

    Abgebildet ist ein Zeitungsausschnitt. Das Titelbild zeigt eine Hand mit Laborhandschuhen, die ein Röhrchen mit einer Blutprobe in der Hand hält. Das Etikett trägt die Aufschrift "NIPT-Test"
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    Für die Wochenendausgabe des ND vom 5. Oktober hat GeN-Mitarbeiter*in Jonte Lindemann den Skandal um die Eugenik-Äußerungen des inzwischen abgewählten Vorstandsvorsitzenden der kassenärztlichen Vereinigung Sachsen im Kontext bereits stattfindender vorgeburtlicher Selektion betrachtet.

  • „Marsch für das Leben“

    Eine Menschenmenge, davor ein Schild auf dem steht "Reproduktive Selbstbestimmung ist Menschenrecht"
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    Am 21. September ist es wieder soweit – tausende christlich-fundamentalistische, konservative und (extrem) rechte Menschen tragen ihre Forderungen nach einem vollständigen Abtreibungsverbot in Berlin auf die Straße. Sie nutzen dabei auch Leerstellen feministischer Diskurse, wenn es um bioethische Fragen wie Abbrüche nach pränataldiagnostischen Auffälligkeiten geht.

  • Fragwürdige Forschungsethik

    Portraitfoto von Liam O'Dell
    Interview mit
    6. Februar 2024

    Die Spectrum 10K Studie sollte die größte Datenbank der britischen Autismusforschung werden, mit DNA und Gesundheitsdaten von 10.000 Personen – doch es hagelte Kritik. Bereits kurz nach ihrem Launch wurde die Studie aufgrund des öffentlichen Drucks pausiert. Wir haben mit dem britischen Journalisten Liam O’Dell über die Studie gesprochen.

  • “The security debate is a red herring”

    Portrait Gregor Wolbring
    Interview mit

    In various reports and recommendations, ethics and scientific bodies promote a problematic image of disability as something worth avoiding. Even critics of germline interventions are often unable to free themselves from this ableist perspective.