In Bewegung
Besser Forschen
Unter der Überschrift Metascience sammeln sich seit einigen Jahren Wissenschaftler*innen, die erforschen, wie Grundlagenforschung durch Faktoren wie Publikationszwang und Drittmittelabhängigkeit verzerrt wird. Gleichzeitig werden Lösungsansätze entwickelt und getestet. Zur REWARD | EQUATOR Konferenz in Berlin trafen sich im Februar diese kritischen Naturwissenschaftler*innen, um ihre Erkenntnisse auszutauschen. Die Veranstaltung richtete sich dabei besonders an Forschende aus der Biomedizin, wo unzuverlässige Forschungsergebnisse besonders problematisch sind, da die Erforschung neuer Therapien teuer ist und Patient*innen direkt betrifft. Zwar klang eine grundlegende Analyse, warum sich Universitäten zunehmend in Unternehmen mit äußerst prekären Arbeitsverhältnissen verwandeln, nur selten an. Eine Kritik an dieser Entwicklung deutete sich jedoch in den Standing Ovations für den Vortrag von Alison Harbin an, die von ihrer eigenen Erfahrung und Forschung zu akademischen Machtstrukturen berichtet, denen Doktorand*innen in der Wissenschaftshierarchie ausgeliefert sind. Beeindruckend war die insgesamt für eine naturwissenschaftliche Konferenz ungewöhnlich wertschätzende Atmosphäre und die Vielfältigkeit der vorgestellten Lösungsansätze für den Forschungsalltag. Ein wichtiger Vernetzungspunkt für Naturwissenschaftler*innen, die allen Widrigkeiten zum Trotz weiter akademisch forschen wollen.
➤ www.reward-equator-conference-2020.com
Kritik an Versicherteninformation zu nichtinvasiven Pränataltests
Auch dieses Jahr lud die Ethik-AG des Berufsverbands niedergelassener Pränatalmediziner (BVNP) zu einem „Runden Tisch“ ein, um über die aktuellen politischen Entwicklungen bezüglich der nichtinvasiven Pränataltests (NIPT) auf die Trisomien 13, 18 und 21 als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) zu diskutieren. In zwei Online-Konferenzen trafen sich im März und April Vertreter*innen von medizinischen Berufsverbänden, Sozialverbänden, Kirchen und psychosozialer Beratungsstellen, sowie themenbezogener Selbsthilfegruppen und Institutionen, um den multiprofessionellen Diskurs fortzuführen.
Bereits im April 2019 hatte der BVNP die Fachveranstaltung „Runder Tisch – NIPT als GKV-Leistung“ ausgerichtet. Die damals veröffentlichte gemeinsame Erklärung der Teilnehmer*innen fand seitens der politischen Entscheidungsträger*innen leider kaum Beachtung. Das Methodenbewertungsverfahren des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zu den NIPT lief ohne Berücksichtigung der Kritikpunkte des „Runden Tisches“, sowie der zivilgesellschaftlichen Proteste und anderer kritischer Positionspapiere zum Thema – auch des GeNs – , weiter und ist inzwischen abgeschlossen. Die NIPT sollen Kassenleistung werden, sobald eine Versicherteninformation zu den Tests und den genannten Trisomien vorliegt. Mit der Erstellung dieser Information hat der G-BA das Institut für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen (IQWiG) beauftragt. Derzeit läuft das Stellungnahmeverfahren zum ersten Entwurf. Institutionen, Organisationen und Privatpersonen können Stellungnahmen noch bis zum 29. Mai 2020 beim IQWiG einreichen. Die Teilnehmer*innen des diesjährigen „Runden Tisches“ sind sich einig, dass es einer umfassenden Überarbeitung der Versicherteninformation bedarf und stellen derzeit ihre vielfältigen Kritikpunkte in einer gemeinsamen öffentlichen Stellungnahme zusammen.
Mitmachkonferenz Block Bayer
Zum internationalen Tag des kleinbäuerlichen Widerstands am 17.April hatte die Gruppe Block Bayer eigentlich eine große Aktion zivilen Ungehorsams gegen den größten Agrochemiekonzern der Welt geplant. Da die Aktion aufgrund der Coronakrise abgesagt wurde, hat die Gruppe stattdessen eine zweitägige Online-Konferenz und eine große virtuelle „Mapping Action“ gegen den Konzern ins Leben gerufen. Unter dem Slogan „Widerstand is(s)t frucht-bar – Ernährungssouveräntität in Zeiten von Corona und Agrarkapitalismus“ wurde in virtuellen Räumen über Themen der Agrarwende, Klimagerechtigkeit und Ernährungssouveränität diskutiert. Die Gruppe macht Bayer als weltweit größten Produzenten von Pestiziden und genmodifiziertem Saatgut für Missstände wie Pestizidvergiftungen und die weltweite Abhängigkeit vieler Bäuer*innen von Konzernen mitverantwortlich. Mit der „Mapping Action“ beteiligte sich Block Bayer an dem von Vía Campesina initiierten Aktionstag unter dem Hashtag #StayHomeButNotSilent. Produktionsstätten von BAYER werden dort auf öffentlichen Karten markiert und mit kritischen Hintergrundinformationen versehen.
GID-Redaktion