Corona-Update

Coronakrise: Forderungen & Protest

Transpi Corona

Foto: © JJ

Zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie wurden die meisten geplanten Veranstaltungen und Aktionen abgesagt oder ins Digitale verlegt. Gleichzeitig haben sich neue Initiativen gebildet, um auf die Herausforderungen der Pandemie zu reagieren. Die Schnittstellen mit den Themen des GID und des GeN sind vielfältig im Bereich der Gesundheits- und Medizinpolitik. Sabine Könninger, Beiratsmitglied des GeN, und Uta Wagenmann, langjährige GID-Redakteurin, dokumentieren deshalb von Anfang an fast täglich die Informationsflut aus Stellungnahmen, Maßnahmen, Protesten und Expertisen auf der Webseite des GeN. Das „Gesundheits- und medizinpolitische Tagebuch“ soll als Grundlage zur Aufarbeitung, Reflexion und Analyse der Krise dienen.

➤ Gesundheits- und Medizinpolitisches Tagebuch: www.gen-ethisches-netzwerk.de/corona.

Gesundheitsversorgung für alle!

Ende April veröffentlichte das GeN zusammen mit 250 internationalen Organisationen Forderungen für eine internationale Kooperation in der medizinischen Entwicklung sowie eine umfassende und gerechte Gesundheitsversorgung weltweit. Denn wenn öffentliche Mittel in Milliardenhöhe in die Impfstoffentwicklung fließen, dürfen am Ende nicht die Profitinteressen der Pharmaindustrie darüber entscheiden, wer Zugang zu medizinischen Innovationen bekommt und wer nicht. Das Bündnis fordert daher unter anderem einen Verzicht auf Patentansprüche im Rahmen der COVID-19-Pandemie.
Schon jetzt haben es sozial benachteiligte Menschen schwer, die nötige Gesundheitsversorgung zu bekommen. Die Krise hat die sozialen Ungleichheiten noch einmal verschärft. Hierzulande sind illegalisierte Migrant*innen ohne Papiere besonders betroffen. Neben einem erschwerten Zugang zum Gesundheitssystem, entfallen für viele Illegalisierte derzeit die Erwerbsmöglichkeiten, da sie in besonders prekären Zweigen des Dienstleistungssektors arbeiten. Das GeN unterstützt den Solidaritäts-Aufruf von Solidarity City Berlin und Respect Berlin vom 23. April. Die Organisationen fordern die Legalisierung aller Menschen, die in Deutschland leben, sowie einen unbeschränkten und gleichberechtigten Zugang zur Gesundheitsversorgung für alle.

➤ Pressemitteilung: Gesundheitsversorgung für alle! www.gen-ethisches-netzwerk.de/node/4080.

➤ Solidarity City Berlin, #legalisierungjetzt: www.solidarity-city-berlin.org/aufruf-zu-online-a….

Mensch ist Mensch

Viel Kritik erntete eine Empfehlung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), ein Zusammenschluss aus sieben medizinischen Fachgesellschaften. In ihrem Leitfaden für die sogenannte Triage formuliert die Divi Empfehlungen zur Entscheidungsfindung über die Verteilung medizinischer Hilfeleistungen wie Beatmungsgeräten bei Ressourcenknappheit. Die Behindertenrechtsorganisation AbilityWatch wies darauf hin, dass das Papier Menschen mit Behinderung strukturell diskriminiert. Diese erhalten durch Eigenschaften wie „Abhängigkeit“ von anderen, Unterstützungsbedarf, Nutzung von Gehhilfen und Rollstühlen sowie Vorerkrankungen eine niedrigere Priorisierung für eine medizinische Behandlung – obwohl diese Kriterien nichts über die tatsächliche Erfolgsaussicht einer Behandlung aussagen. AbilityWatch wies darauf hin, dass der Einsatz dieser Methode in Großbritannien anfangs zu einer grundsätzlichen Nichtbehandlung behinderter Menschen führte, bevor Menschen mit Behinderung massiv dagegen protestierten. Die Organisation kritisiert, dass Menschen mit Behinderungen in die Erstellung der Empfehlung nicht miteinbezogen wurden.

➤ AbilityWatch: www.abilitywatch.de/menschistmensch.

 

GID Meta
Erschienen in
GID-Ausgabe
253
vom Mai 2020
Seite 4

GID-Redaktion

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