Rezension: Kind auf Bestellung

Eine „konservative Politikerin oder Kirchenfunktionärin“ sei die Autorin nicht, hieß es in der Rezension der Welt, sondern „Bergsteigerin, Weltreisende und freiberufliche Journalistin“. Als ob das nicht auch zusammen der Fall sein könnte oder normalerweise nur Konservative Kritik an Gen- und Reproduktionstechnologien haben. LeserInnen des GID wissen das besser: Bereits seit den 1980er Jahren gibt es vielfältige feministische Kritik. Die österreichische Autorin Eva Maria Bachinger hat dem ihre eigene scharfe Kritik hinzugefügt, unter Berücksichtigung  der aktuellen weitreichenden Änderungen des Fortpflanzungsmedizingesetzes, das auch die Eizellenspende erlaubt (siehe auch GID 231, S. 29 - 31). Sie plädiert gegen ein „Anspruchsrecht“ auf eigene Kinder, aber umso mehr für die Rechte der späteren Kinder. Deren Recht auf Wissen um ihre Herkunft kollidiert mit dem Wunsch vieler Samen- und Eizell-SpenderInnen, anonym zu bleiben. Letzterem wird der Vorrang gewährt, um den Nachschub nicht zu gefährden. Auch in dem neuen österreichischen Gesetz wurde dieser Tendenz nichts entgegengesetzt, so Bachinger und fordert ein europaweites Spendenregister. Sie benennt die verschiedenen gesellschaftlichen Probleme, die entstehen, wenn der Kinderwunsch sich verselbstständigt: Frauen unter Rechtfertigungsdruck, gesundheitliche Risiken, Verschärfung sozialer Ungleichheiten.

Das Buch ist ein lesenswertes Plädoyer für striktere Regeln und mehr gesellschaftliche Debatte, gegen das Absolutsetzen von individueller Freiheit und Selbstbestimmung. An manchen Stellen wirkt es allerdings wie mit heißer Nadel gestrickt und man wünscht sich eine Anbindung an die jahrzehntelange feministische Debatte.

Kirsten Achtelik

➤  Eva Maria Bachinger: Kind auf Bestellung. Ein Plädoyer für klare Grenzen. Deuticke Verlag (2015), 256 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-552-06296-2.

Erschienen in
GID-Ausgabe
233
vom Dezember 2015
Seite 43