Editorial
Medienblick
Verwundert haben wir uns die Augen gerieben und das gleich mehrmals. Zunächst, als das Fachblatt Nature Biotechnology in seiner Januar-2007-Ausgabe berichtete, das Europäische Patentamt (EPA) in München sei von hunderten von Amicus-Curiae-Briefen (Freund des Gerichts) überflutet worden. Diese unterstützten die Entscheidung des EPA vom Juli 2004, in dem ein Patent zu embryonalen Stammzellen der Wisconsin Alumni Research Foundation (WARF) zurückgewiesen worden war. Die Revision liegt jetzt bei der großen Beschwerdekammer, welche möglicherweise in den nächsten Monaten entscheiden wird. Weiter heißt es in Nature Biotechnology: "Almost all of the briefs originated from Germany or Austria, with senders including many Catholic bishops and sisterhoods, Protestant Christian organizations, members of the German parliament and individuals encouraged by a Munich-based movement called "Kein Patent auf Leben" (no patents on life)." Daran sind Sie, liebe LeserInnen des Gen-ethischen Informationsdienstes möglicherweise nicht ganz unschuldig ... in jedem Fall ein schöner Zwischenerfolg für "Kein Patent" in München und toitoitoi für den weiteren Weg zu einer Entscheidung für weniger und weniger weit reichende Patente auf menschliche und andere Gene, Zellen und Gewebe. Das zweite Mal kam Verwunderung auf (gemischt mit - nun nicht mehr - klammheimlicher Freude), als in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von "Lobbyismus in den Biowissenschaften" die Rede war und damit nicht irgendein Staat auf irgendeinem fernen Kontinent gemeint war, sondern unsere gediegene "Union der deutschen Akademien der Wissenschaften", namentlich deren Arbeitsgruppe Grüne Gentechnik. Der GID hatte sich diesem erlauchten Kreis in den vergangenen Jahren schon mehrfach gewidmet, zuletzt in der Dezember-Ausgabe. Da ging es um einen Versuch, die Internationalen Akademienunion vor den eigenen - unkritisch die Gentechnik befürwortenden - Karren zu spannen. - Was glücklicherweise nicht gelang. Aus dem eigenen Haus gibt es in Sachen Medien auch Neues zu berichten: Nach einer erfolgreichen Kooperation mit "Aktion Mensch" sind die gemeinsamen Schulmaterialien "Lebensfragen - Kontroversen zur Bioethik" jetzt fertig und der Versand kann beginnen. Dazu im Magazinteil dieser Ausgabe weitere Details. Außerdem ist aus einer Kooperation mit dem "Evangelischen Entwicklungsdienst" (EED) eine Broschüre zu transgenem Saatgut, Biosicherheit und zivilgesellschaftlicher Intervention hervorgegangen. "Die heimliche Kontamination" wird ebenfalls im Magazin vorgestellt. Wir bitten um freundliche Beachtung.
Die GID-Redaktion
GID-Redaktion