Rezension: „Interdisziplinierung?“ - Lieber gleich das Original
Der Band versammelt Beiträge eines internationalen wissenschaftlichen Workshops, der 2009 in Braunschweig stattfand. Workshop und Sammelband stellen sich - und das ist wahrscheinlich das Alleinstellungsmerkmal dieses Bandes - dem gesellschaftlichen Phänomen der interdiziplinären Zusammenarbeit von Geistes-, Sozial- und Technowissenschaften. Gefragt wird demnach nicht nach Techniken interdisziplinärer Zusammenarbeit, sondern nach den gesellschaftlichen Voraussetzungen und Folgen derselben. Die Quintessenz ist - kurzgefasst -, dass der Austausch nicht in einer echten Kooperation besteht, sondern nur in einer Übernahme von Konzepten und Methoden, um die eigenen disziplinären Probleme zu lösen - wie zum Beispiel das Konzept „Emotion“ in die Robotik. Der Band referiert eher auf bereits vorhandene Studien und wartet weniger mit eigenem empirischen Material auf. Doch dieser Rekurs auf die Forschungslage erhellt wenig: Völlig unstrukturiert werden in aufgewärmten Phrasen, Begriffen und Metaphern die doch zahlreich vorhandenen interessanten Gedankenbruchstücke ertränkt. Teilweise gewinnt man den Eindruck, die AutorInnen hätten bereits veröffentlichte Arbeiten verhackstückt. „Parts of this article are published in: Crutzen 2000b, 2003, 2005, 2006a, 2006b“ lautet eine Fußnote zu dem durchaus vielversprechenden Titel „An Interdisciplinary Approach to Interaction“ von Cecile K. M. Crutzen. Da widme ich mich doch lieber gleich dem Original!
Birgit Peuker
Weber, Jutta (Hg.): Interdisziplinierung? Zum Wissenstransfer zwischen den Geistes-, Sozial- und Technowissenschaften. transcript-Verlag, Bielefeld (2010), 254 Seiten, 28,80 Euro, ISBN 978-3-8376-1566-1.