Editorial
Offene Fragen
Das Jahr 2003 neigt sich seinem Ende zu. Und damit gehen viele offen gebliebene Fragen in eine neue Runde: Sollen zukünftig Forschungsprojekte mit embryonalen Stammzellen aus dem Topf der Europäischen Union gefördert werden? Die Verhandlungen in Brüssel wurden Anfang Dezember abgebrochen und auf weiteres vertagt. Knapp gescheitert ist auch die erneute Initiative für ein internationales Klonverbot: Mit nur einer Stimme Mehrheit votierten die Staaten in der UN-Vollversammlung für eine erneute Verschiebung der Entscheidung – auch Frankreich und Deutschland stimmten für diese Option. Nun kann frühestens im Herbst 2005 wieder eine Abstimmung über eine entsprechende Konvention erfolgen. Und schließlich plant die Bundesregierung schon seit geraumer Zeit den Bereich der genetischen Diagnostik durch ein Gesetz zu regeln. Das federführende Gesundheitsministerium hat einen Entwurf für Anfang nächsten Jahres angekündigt. Auch im Bereich der Grünen Gentechnik haben sich für das nächste Jahr neue und alte Entscheidungslasten angestaut: Die Europäische Kommission zum Beispiel hat ihre Entscheidung zum Grenzwert für die Verunreinigung von Saatgut mit gentechnisch veränderten Sorten noch einmal vertagt. Obwohl sich somit Stapel unbearbeiteter Aufgaben auf den Schreibtischen unserer Minister und Ministerinnen türmen, prescht Bundeskanzler Gerhard Schröder schon mit Ideen für das neue Jahr voran: Er will das Jahr 2004 zum Jahr der Forschung und der Innovation erklären. Ein "NanoTruck" soll quer durch Deutschland rollen und die Bevölkerung von den Vorzügen der Nanotechnik überzeugen. Diese soll Materialien neuer physikalischer und chemischer Qualität erzeugen – mögliche Anwendungsbereiche liegen beispielsweise in der Automobilindustrie, im Rüstungssektor und der Medizin. Die Technik, die sich im millionstel Millimeter-Bereich abspielt, kann neue unvorhersehbare Risiken mit sich bringen, wie unlängst in einer Studie der kanadischen ETC-group (Action Erosion and Concentration) ausgeführt. Wir werden auf jeden Fall auch weiterhin die Entwicklungen im Blick behalten.
Die GID-Redaktion