Vorsicht: Transgene Organismen

Einführung

Die Entwickung der Agro-Gentechnologie wird seit ihren ersten Tagen äußerst kritisch beäugt. Zu recht wie sich herausstellt. Die Zivilgesellschaft hat - nicht selten in Kooperation mit anderen - unzählige Pannen und Skandale aufgedeckt oder verborgene Informationen aus Bergen von Akten ans Tageslicht gezerrt. Mittlerweile ist Achtgeben auch Teil der Regulierung von GVO.


Monsantos gentechnisch veränderter Mais MON810 ist die einzige transgene Pflanze in der Europäischen Union, die auch im kommerziellen Maßstab genutzt werden darf. Seit 1998 besitzt sie eine - wenn auch vorläufige - Anbaugenehmigung. In Deutschland wird MON810 auf geringer Fläche angebaut, aktuelle Anmeldungen im Standortregister 1 lassen einen Rückgang im Vergleich zum letzten Jahr vermuten. Doch wie GID-Redakteur Christof Potthof in seinem Beitrag zeigt, mehren sich die Stimmen, die ein vollständiges Verbot fordern. Neben den Nichtregierungsorganisationen, die seit Jahren die Korrektheit der Zulassung des Mais anzweifeln, ist neuerdings zum Beispiel auch die Stimme des Präsidenten des Bayerischen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, in diesem Chor zu vernehmen.2

Gv-Pflanzen im Test

Armin Spök und Rudolf Valenta haben im vergangenen Jahr eine drei Jahre alte wissenschaftliche Publikation einer genauen Analyse unterzogen. Australische WissenschaftlerInnen hatten von einer Protein-Veränderung berichtet, die durch gentechnische Veränderung entstanden war und zu einer veränderten - und vor allem erheblichen - Immunantwort bei Versuchstieren geführt hatte. Im Interview erläutern sie, warum ihrer Meinung nach das Ergebnis der australischen ForscherInnen so nicht haltbar ist. Auch wenn die Ursachen vermutlich falsch benannt wurden, wird die gemachte Beobachtung (der immunologischen Antwort) nicht gestandslos. Spök und Valenta sehen sich vielmehr in ihrer Forderung bestätigt, dass für allergologische, wie für toxikologische Tests die ganze Pflanze und nicht nur das neu eingeführte Protein untersucht werden muss. Kontamination ist eines der zentralen Streitfelder in der Gentechnik-Debatte. Entsprechend treffen die Nichtregierungsorganisationen GeneWatch UK und Greenpeace mit ihrem Kontaminationsregister einen empfindlichen Nerv. Systematisch werden weltweit Nachrichten über Verunreinigungen gesammelt und veröffentlicht, und strafen so all jene Lügen, die behaupten, eine Koexistenz zwischen gentechnisch veränderten und konventionellen oder ökologischen Anbauformen sei problemlos möglich. Becky Price von GeneWatch UK gibt ein Update.

Honigbiene im standardisierten Einsatz

Beobachtung ist nicht nur methaphorisch gemeint. Das Monitoring gentechnisch veränderter Organismen ist mit der Freisetzungsrichtlinie der Europäischen Union zur Pflicht geworden. Frieder Hofmann arbeitet seit zehn Jahren an der Entwicklung von Methoden für ein solches Monitoring. Diese sind mittlerweile in Kooperation mit dem Verein Deutscher Ingenieure standardisiert worden. Neben einem technischen Pollensammler kommen auch Honigbienen zu einem so standardisierten Einsatz. Unser Autor Armin Benzler, Mitarbeiter im Bundesamt für Naturschutz, sieht in Ergänzung dazu noch erheblichen Klärungsbedarf bei der Umsetzung der europarechtlichen Vorgaben für das Monitoring. Dies gilt insbesondere für die gentechnisch veränderten Organismen, die auch für den Anbau zugelassen worden sind. Firmen, die einen GVO auf den europäischen Markt bringen wollen, müsssen Monitoringpläne vorlegen. Bisher sind diese aber nicht geeignet, Auswirkungen auf die biologische Vielfalt sichtbar zu machen.

  • 1Siehe dazu auch die Notiz „Anmeldung von gv-Mais” unter Landwirtschaft und Lebensmittel - kurz notiert (Seite 22).
  • 2Überrascht - wenn auch, wie wir gerne zugeben, freudig - wurden wir von den letzten Nachrichten über die Äußerungen von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). Die Ministerin hatte in einem Gespräch mit der Berliner Zeitung auf die Frage, „ob sie den politischen Willen habe, den Anbau der Sorte [gentechnisch veränderten MON810] im Zweifel ganz zu untersagen” mit „Ja.“ geantwortet. Die Zeitung schlussfolgert völlig zurecht: „Dies würde bedeuten, dass es in Deutschland dann keinen kommerziellen Anbau von genveränderten Pflanzen mehr gäbe.” - Was daraus geworden ist, lesen Sie im nächsten GID.
GID Meta
Erschienen in
GID-Ausgabe
192
vom März 2009
Seite 4

GID-Redaktion

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