Kurz notiert - Landwirtschaft und Lebensmittel
Neues Rechtsgutachten zum Genome Editing
Können Mutagenese-Verfahren, die nach Inkrafttreten der EU-Richtlinie 2001/18/EG entwickelt worden sind, von der Gentechnikgesetzgebung ausgenommen sein? Nein, schreibt der Umweltrechtsexperte Ludwig Krämer in einem Gutachten, das er für die Nichtregierungsorganisation Testbiotech verfasst hat. Genome Editing-Verfahren fallen seiner Meinung nach somit immer unter den Geltungsbereich der Richtlinie 2001/18/EG. Krämer stellt sich damit gegen die Position von Michal Bobek, Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof (EUGH). Dieser hatte im Januar im Rahmen eines Vorabentscheidungsersuchens die Meinung geäußert, dass auch nach 2001 entwickelte Mutagenese-Verfahren von der Gentechnikgesetzgebung ausgenommen sein können (siehe im GID 244, Februar 2018, Seite 38). Im Sinne Bobeks könnte dies auch auf bestimmte Anwendungen des Genome Editing zutreffen. Ob der Europäische Gerichtshof Krämer oder Bobek folgt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. (www.testbiotech.org, 28.02.18) (bv)
Monsanto will Avaaz-Dokumente
Der US-amerikanische Gentechnikkonzern Monsanto hat vor einem Gericht in New York eine Anordnung gegen Avaaz erwirkt: Die Online-Kampagnen-Organisation müsse dem US-Konzern ihre internen Dokumente über ihren Kampf gegen das Agrargift Glyphosat vorlegen. Monsanto-Anwälte argumentieren, dass der Konzern die Dokumente zur Verteidigung in einem Prozess benötige, in dem Krebsopfer auf Entschädigung klagen, weil sie Glyphosat für ihre Krankheit verantwortlich machen. Avaaz hat nun Berufung gegen die richterliche Anordnung eingelegt. Sollte Monsanto mit seiner Forderung gegen Avaaz durchkommen, könnte dies auch weitreichende Folgen für andere Organisationen haben, die sich mit Konzernen anlegen. (www.avaaz.org, 21.02.18; www.taz.de, 21.02.18) (bv)
Australien: gv-Färberdistel vor der Zulassung
Die Firma GO Resources will in Australien eine gentechnisch veränderte (gv) Färberdistel auf den Markt bringen, die viel Ölsäure bildet. Jetzt hat sie von der Regulierungsbehörde für Gen- technik (OGTR) den Bescheid erhalten, dass es keine Sicherheitsbedenken gegen einen Anbau gebe. Die Zulassung dürfte demnächst folgen. Die Ölsäure findet Verwendung in der Textil- und Kosmetikindustrie. Auch andere Firmen sind am Start: In Argentinien hat die zur Bioceres-Gruppe gehörende Firma Indear Ende 2017 eine Zulassung für eine gv-Färberdistel erhalten, die Rinderchymosin bildet - ein Enzym, das bei der Käseherstellung zum Einsatz kommt. In den USA baut die Firma Arcadia Biosciences die gv-Färberdistel SONOVA an, deren Öl reich an der Omega-6-Fettsäure GLA ist und die seit 2010 auf dem Markt ist. (www.ogtr.gog.au, 20.03.18) (bv)
USDA: Stellungnahme zu neuen Gentechnik-Verfahren
Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat eine Stellungnahme zur Regulierung neuer Gentechnik-Verfahren veröffentlicht. Darin hält die Behörde fest, welche Pflanzen aus den neuen Verfahren sie weder wie herkömmliche gentechnisch veränderte Pflanzen regulieren kann noch durch eine Änderung der Vorschriften in Zukunft so regulieren will. Dazu zählen: Pflanzen, denen Gene aus dem Erbgut entfernt oder bei denen einzelne Nukleotide verändert wurden (Genome Editing), gewisse Pflanzen, in die zusätzliche Gene derselben Art oder einer kreuzbaren Art transferiert wurden (Cisgenese) und Nachkommen von Pflanzen mit artfremden Genen, welche die artfremden Gene nicht mehr besitzen (mehrere neue Gentechnik-Verfahren). Diese Pflanzen können den Status „nonregulated“ erhalten und damit ohne Bewilligung des USDA freigesetzt und angebaut werden. Bisher hatte das USDA seine Haltung nur in Einzelfallentscheidungen deutlich gemacht. (www.usda.gov, 28.03.18) (bv)
Brasilien: Regelung für neue Gentechnik-Verfahren
Das brasilianische Ministerium für Wissenschaft, Technologie, Innovation und Kommunikation (MCTIC) hat eine Norm für die Regulierung neuer Gentechnik-Verfahren erlassen. Diese sieht vor, dass die Hersteller ihre Pflanzen der Biosicherheitskommission CTNBio melden müssen und diese dann für jeden Einzelfall nach bestimmten Kriterien entscheidet, ob eine Pflanze als GVO gilt oder nicht. Die Kriterien dürften in vielen Fällen zu einer Klassifizierung als „Nicht- GVO“ und damit weitgehend zur einer Dere- gulierung der neuen Verfahren führen. Nach Chile und Argentinien ist Brasilien das dritte Land in Südamerika, das Vorschriften zum Umgang mit den neuen Gentechnik-Verfahren erlassen hat. (www.lex.com.br, 15.01.18) (bv)
Syngenta zahlt 1,5 Milliarden Dollar Schadenersatz
Der mittlerweile zu ChemChina gehörende Konzern Syngenta zahlt in den USA 1,5 Milliarden US-Dollar in einen Fond ein. Daraus erhalten zehntausende Landwirtschaftsbetriebe sowie Getreide- und Ethanolfirmen Entschädigung für Umsatzeinbußen, die sie wegen der verfrühten Markteinführung des Viptera-Mais erlitten. Darauf haben sich die Parteien in einem Vergleich geeinigt. Syngenta hatte den gentechnisch veränderten Mais 2011 auf dem US-Markt lanciert, ohne dass in China eine Einfuhrgenehmigung vorlag. 2013 wies China dann rund 1,45 Millionen Tonnen Mais aus den USA zurück, weil er mit Viptera verunreinigt war. (www.reuters, 13.03.18; www.syngentacornlitigation.com, 15.03.18) (bv)
EFSA warnt vor gv-Bakterien in Vitamin B2
In der EU als Futtermittelzusatzstoff zugelas- senes Vitamin B2, das mit dem gentechnisch veränderten (gv) Bakterienstamm Bacillus subtilis KCCM-10445 hergestellt wird, stellt ein Risiko für Tier, Mensch und Umwelt dar. Zu diesem Fazit kommt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in einem aktuellen Gutachten. Der Grund für das Risiko: Die Vitamin B2-Produkte können gv- Bakterien sowie deren rekom- binante DNA verbreiten und damit auch Gene, die Resistenz gegen wichtige Antibiotika verleihen. Die EFSA hat sich im Auftrag der EU-Kommission mit dem Fall beschäftigt, weil im Rahmen behördlicher Kontrollen lebende gv-Bakterien und deren rekombinante DNA in einer Vitamin B2-Referenzprobe gefunden worden waren. Die betroffene Probe stammt von VITAC - einer Vereinigung mehrerer Mischfutterhersteller, die für das Einreichen inhaberunspezifischer Zulassungsanträge gegründet worden ist. (www.efsa.europa.eu/efsajournal, 07.03.18, doi: 10.2903/j.efsa.2018.5223) (bv)
Argentinien: gv-Rübsen in der Umwelt
Obwohl nirgendwo auf der Welt gentechnisch veränderte (gv) Rübsen zugelassen sind, kom- men sie wild wachsend in der argentinischen Provinz Buenos Aires vor. Das berichten For- schende der Universidad Nacional del Sur (UNS). Die gv-Rübsen fielen auf, weil sie in einem Feld mit Roundup Ready-Sojabohnen auch nach dem Spritzen des Pflanzengifts Glyphosat weiterwuchsen. Die Quelle für die Glyphosattoleranz der Rübsen ist der GT73-Raps von Monsanto. Wo der Gentransfer zwischen dem gv-Raps und den Rübsen stattfand, bleibt unklar. Möglich ist, dass ein Transfer in den USA oder Kanada erfolgte, wo GT73-Raps großflächig angebaut wird, und die gv-Rübsen dann via Importware nach Argentinien kamen. Möglich ist auch ein Transfer in Argentinien selbst. (Environmental Science and Pollution Research, März 2018, doi: 10.1007/s11356-017-0726-3) (bv)
Indien: Monsanto ohne Baumwollpatente
Da Pflanzensorten und -samen in Indien grundsätzlich nicht patentierbar sind, hat Monsanto keine Ansprüche auf Nachkommen der gentechnisch veränderten Baumwollsorten der Marke Bollgard und Bollgard II. So lautet das Urteil des Delhi High Court in einem Rechtsstreit zwischen dem US-Konzern und der indischen Firma Nuziveedu Seeds. Der Streit begann, weil Nuziveedu Seeds Samen von Monsantos gv-Baumwolle für die Weiterzucht nutzte, ohne Patentgebühren zu zahlen. Indien ist mit China der größte Baumwollerzeuger der Welt. Gegenwärtig werden auf mehr als 90 Prozent der dortigen Baumwollflächen gv-Sorten angebaut. (www.reuters.com, 11.04.18; www.barandbench.com, 13.04.18) (bv)
Grünen-Parteispitze lanciert Gentechnikdiskussion
„Neue Zeiten. Neue Antworten.“ - mit diesem Motto hat der Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen Mitte April einen Prozess gestartet, der bis 2020 zu einem neuen Grundsatzprogramm der Partei führen soll. Der Parteivorstand stellt dabei auch die bisher ablehnende Haltung der Partei gegenüber der Agro-Gentechnik zur Diskussion. In einem Impulspapier schreibt er: „So sprechen wir Grünen uns gegen Genveränderungen bei Lebensmitteln aus, sollten aber noch einmal hinterfragen, ob bestimmte neue Technologien nicht helfen könnten, die Versorgung mit Nahrungsmitteln auch dort zu garantieren, wo der Klimawandel für immer weniger Regen oder für versalzenen Boden sorgt.“ Im Wahlprogramm der Grünen von 2017 hieß es noch: „Wir werden ein Gentechnikgesetz auflegen, das unsere Äcker und unsere Teller frei von Gentechnik hält, auch wenn sie sich als ‚neue‘ tarnt.“ (www.gruene.de, 18.04.18) (bv)
Bayer entwickelt gv-Bakterien für Landwirtschaft
Der Chemiekonzern Bayer hat in den USA gemeinsam mit Ginkgo Bioworks (USA) die Firma Joyn Bio gegründet. Sie soll mit Verfahren
der Synthetischen Biologie gentechnisch veränderte (gv) Bakterien herstellen, die in der Landwirtschaft als Dünger eingesetzt werden können. Für den Start stehen 100 Millionen US-Dollar zur Verfügung - Geld, das von den beiden Mutterunternehmen sowie vom Hedgefonds-Riesen Viking Global Investors stammt. Bayer will mit der Firmengründung zu einem maßgeblichen Akteur im Bereich Synthetische Biologie in der Landwirtschaft werden. Ginkgo Bioworks ist bisher darauf spezialisiert, gv-Bakterien für die Parfüm- und Geschmacksstoffindustrie herzustellen. (www.agfundernews.com, 20.03.18) (bv)
FEFAC für EU-weite „Ohne Gentechnik“-Regelung
Laut Non-GMO Finder, dem OnlinePortal für Produkte ohne Gentechnik, hat der europäische Verband der Mischfuttermittelhersteller FEFAC die EU-Kommission gebeten, einheitliche Regeln für eine Auslobung von Produkten als „Ohne Gentechnik“ zu erarbeiten. Der Grund für die Bitte: Mit dem wachsenden Markt für „Ohne Gentechnik“-Produkte sind in den EU-Ländern mehrere nationale und private Standards für die Gentechnikfrei-Auslobung entstanden. Die Vielfalt dieser Standards verzerre nun nicht nur den Wettbewerb, sondern gefährde auch die Fähigkeit der Firmen, ihren Kunden die gewünschten Produkte anzubieten. Die Bildung einheitlicher EU-Standards ist seit längerem ein Anliegen der „Ohne Gentechnik“-Branche.
Bisher sah die EU-Kommission keinen Bedarf für eine Vereinheitlichung. Der deutsche Ver- band Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) begrüßt den Vorstoß von FEFAC. (www.non-gmo-finder.de, 16.03.18) (bv)
USA: Glyphosat bei Schwangeren nachgewiesen
Aus Tierversuchen gibt es Hinweise, dass das Herbizid Glyphosat Fehlbildungen erzeugt. Jetzt haben Forschende der Indiana Universität und der Universität California, San Francisco erstmals untersucht, ob Schwangere dem umstrittenen Pflanzengift ausgesetzt sind. Das Resultat: 66 der 71 Teilnehmerinnen der Studie hatten Glyphosat im Urin. Außerdem weisen die Studienresultate darauf hin, dass Glyphosat die Dauer der Schwangerschaft verkürzen kann. Da bereits eine geringe Verkürzung der Schwangerschaftsdauer in Verbindung mit negativen Folgen steht, wollen die Forschenden nun in einer größeren Untersuchung prüfen, ob sich die Hinweise erhärten lassen. Als Hauptquellen für Glyphosat gelten gentechnisch veränderte Nahrungsmittel und koffeinhaltige Getränke. In Europa hat die EU-Kommission jüngst die Wirkstoffzulassung für Glyphosat trotz heftiger Proteste bis Ende 2022 verlängert. In Deutschland stehen gegenwärtig Neuzulassungen Glyphosat-haltiger Herbizide an (siehe auch GID 244, Februar 2018, Seite 37). (Environmental Health, 09.03.18, doi: 10.1186/s12940-018-0367-0) (bv)
Mexiko: gv-Mais in Tortillas
In Mexiko ist der Anbau von gentechnisch verändertem (gv) Mais verboten. Dennoch lassen sich in Mais-basierten Lebensmitteln wie Tor- tillas und Tostadas Spuren des High-Tech-Gewächses finden. Wie verbreitet die Verunreinigungen sind, zeigt eine Untersuchung der Universität UNAM: Von 367 beprobten Produkten waren 60 Prozent mit Spuren von gv-Mais kontaminiert. Weitere 23 Prozent wiesen ebenfalls gv-Verunreinigungen auf, wo- bei die Quellen auch gv-Soja oder gv-Baum- wolle sein könnten - gv-Pflanzen, die in Mexiko großflächig angebaut werden. Wie der gv-Mais in die Lebensmittel gelangt, bleibt offen. Als Quelle kommen nicht allein aus Südafrika und den USA importierte Maiskörner in Frage, sondern auch heimisches, mit gv-Körnern ver- unreinigtes Maissaatgut. Da Mexiko das Ursprungsland des Mais ist, fordern die UNAM-WissenschaftlerInnen, den Verunreinigungen mit einer Überarbeitung der geltenden Biosicherheitsrichtlinien zu begegnen. (Agroecolo- gy and Sustainable Food Systems, 15.09.17, doi: 10.1080/21683565.2017.137 2841; www.grain.org, 20.03.18) (bv)
Monsanto: 112 Millionen Dollar für CRISPR-Firma
In den USA haben führende Wissenschaftler aus dem Bereich CRISPR-Genome Editing die Firma Pairwise Plants gegründet. Neben Feld- früchten wollen sie auch Obst und Gemüse mit CRISPR gentechnisch verändern und auf den Markt bringen. Mit dabei ist auch Monsanto. Erst finanzierte der Investmentarm des Konzerns die Gründung des Startups mit zwölf Millionen US-Dollar. Nun fließen weitere 100 Millionen US-Dollar in eine fünfjährige Zusammenarbeit. Pairwise wird bei Raps, Mais, Soja, Weizen und Baumwolle exklusiv für Monsanto tätig sein. (www.reuters.com, www.pairwiseplants.com, 20.03.18) (bv)
Bioökonomierat fordert drei Milliarden Euro
Der Bioökonomierat befürchtet, dass Deutschland seine Spitzenposition beim Aufbau einer biobasierten Wirtschaft verliert und ruft die Bundesregierung zum Handeln auf. Seine Forderungen: Die Regierung solle die „Agenda Biologisierung“ umsetzen und Forschungsprojekte der Bioökonomie bis 2024 mit drei Milliarden Euro unterstützen. Zentral ist für den Rat zudem, dass Deutschland den Wandel zur Industrieproduktion 4.0 auch in der EU aktiv begleitet - vor allem im Rahmen der EU- Agrarpolitik und des EU Rahmenprogramms für Forschung und Entwicklung. Der Bioökonomierat ist ein unabhängiges Beratungsgremium der Bundesregierung. Genome Editing und Synthetische Biologie sind für ihn wichtige Instrumente, um den Wandel von einer erdölbasierten zur biobasierten Wirtschaft voranzutreiben.(www.biooekonomierat.de, 20.03.18; www.transkript.de, 12.04.18) (bv)
Bioland verabschiedet Resolution
Die Bundesdelegiertenversammlung von Bioland hat eine Resolution für den Erhalt der Gentechnikfreiheit auf Äckern und Tellern ver- abschiedet. Sie fordert darin die Bundesre- gierung dazu auf, neuartige Verfahren wie CRISPR/Cas9 als Gentechnik einzustufen, den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen bundesweit und rechtssicher zu verbieten und durch umfangreiche Kontrollen von Risikokulturen wie Raps, Mais und Soja die Gentechnikfreiheit des Saatguts sicherzustellen. (www.bioland.de, 19.03.18) (bv)
Brasilien: MST-Vertreterinnen gegen gv-Eukalyptus
Über tausend Vertreterinnen der Landlosenbewegung MST haben im Bundesstaat Bahia eine Zellstofffabrik des Suzano-Konzerns besetzt. Mit ihrer Aktion, die Teil des Nationalen Tag des Kampfes der Landlosen Frauen war, protestierten die MST-Vertreterinnen gegen Suzanos Eukalyptus-Monokulturen und den geplanten Anbau von schnellwachsendem, gentechnisch verändertem (gv) Eukalyptus. Die Monokulturen stehen in der Kritik, weil sie Wildpflanzen und - tieren keinen Lebensraum bieten, die Böden ruinieren und derart viel Wasser verbrauchen, dass in den Dörfern Wasserknappheit herrscht. Die Nutzung der gv-Eukalyptus, so die Befürchtungen, dürfte die Probleme noch verschärfen. Möglich ist die Nutzung seit 2015. Damals erhielt Futuragene, eine Tochterfirma von Suzano, die Anbauzulassung für ihre gv-Bäume, die dank eines Gens aus der Schotenkresse bis zu 20 Prozent mehr Holz abwerfen sollen. (www.mst.org.br, 05.03.18) (bv)
Kanada bewilligt Goldenen Reis
Die kanadische Gesundheitsbehörde hat den sogenannten Goldenen Reis als Lebensmittel zu- gelassen. Kanada ist damit nach Australien und Neuseeland das dritte Land, in dem das internationale Reisforschungsinstitut IRRI grünes Licht für die Einfuhr seines gentechnisch veränderten (gv) Reises erhält. Ein Anbau ist in keinem der drei Länder geplant. Das IRRI will mit den Zulassungen vielmehr Handelsstörungen vorgreifen und vermeiden, dass etwaige mit dem gv-Reis verunreinigte Chargen aus den Anbauländern einem Einfuhrstopp unterliegen. Bisher ist der Anbau noch in keinem Land erlaubt. Einen Antrag dafür hat das IRRI in Bangladesch eingereicht. Laut der Nichtregierungsorganisation Testbiotech hat das IRRI keine toxikologischen Studien mit dem gv-Reis durchgeführt, weshalb es auch nicht ausreichend belegen könne, dass aus dem Goldenen Reis gewonnene Lebensmittel sicher sind. Der Goldene Reis ist so gentechnisch verändert worden, dass er Beta-Carotin (Provitamin A) bildet. (www.testbiotech.org, 05.02.18; www.health- canada.ca, 16.03.18) (bv)
USA: „Nonregulated“-Status für drei gv-Pflanzen
Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat drei gentechnisch veränderten (gv) Pflan- zen den Status „nonregulated“ erteilt: einem gv-Reis der Firma Nexgen Plants, der eine zusätzliche Kopie des Reis-eigenen Gens DREB1A besitzt und deshalb auf sehr salzhal- tigen Böden wachsen können soll; einem mit dem Genome Editing-Verfahren TALEN veränderten Weizen der Firma Calyxt, der mehr Ballaststoffe bilden soll; und einem mit Genome Editing hergestellten Mais von Benson Hill Biosystems (BHB), der höhere Erträge bringen soll. Welches Verfahren BHB genau eingesetzt hat, geht aus den öffentlichen Unterlagen nicht hervor. Der Status „nonregulated“ bedeutet, dass die drei Pflanzen von den geltenden Gentechnikregeln nicht erfasst sind und deshalb ohne Bewilligung des USDA freigesetzt und angebaut werden dürfen. (www.aphis.usda.gov, 20.03.18) (bv)
EU: Bald mehr Transparenz bei Risikobewertung?
Als Reaktion auf die Europäische Bürgerinitiative „Stop Glyphosat“ hat die EU-Kommission einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, mit dem sie die Risikobewertung von Produkten der Lebensmittelkette - so zum Beispiel von Agrargiften und gentechnisch veränderten Pflanzen - transparenter und nachhaltiger machen will. Die Kernpunkte des Vorschlags: Studien, die Firmen bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einreichen, sollen automatisch öffentlich gemacht werden; die Studien der Firmen sollen einer öffentlichen Konsultation unterlie- gen; alle Studien, die Firmen im Rahmen eines Zulassungsantrags in Auftrag geben, sollen in einem von der EFSA überprüfbaren Register erfasst werden; und die EFSA soll für „außergewöhnliche Fälle“ die Befugnis erhalten, eigene Studien in Auftrag zu geben. Die Kommission möchte ihren Vorschlag bis Mitte 2019 in Kraft setzen. Der Ball liegt nun beim EU-Parlament und den Mitgliedstaaten. (www.ec.europa.eu, 11.04.18) (bv)
Anbau von gv-Zuckerrohr
In Brasilien haben LandwirtInnen damit be- gonnen, gentechnisch verändertes (gv) Zuckerrohr anzubauen. Damit findet weltweit erstmals ein Anbau einer gv-Sorte dieses Süß- grases statt. Entwickelt wurde die Sorte vom brasilianischen Unternehmen Centro de Techologia Canavieira (CTC). Sie enthält in ihrem Erbgut ein Gen aus Bacillus thuringiensis und wirkt deshalb giftig auf ein Schadinsekt, den Zuckerrohrbohrer. Ihre Anbaufläche für 2018 ist auf rund 400 Hektar veranschlagt. In Zukunft soll sie laut CTC auf 1,5 Millionen Hektar anwachsen. Brasilien ist der größte Zucker- rohrproduzent der Welt und exportiert seinen Zucker auch in die EU. Da CTC hier noch keinen Antrag auf Importzulassung gestellt hat, bleibt Zucker aus dem gv-Süßgras in der EU vorerst verboten. Erlaubt ist jedoch die Einfuhr von Zucker aus einer in Nordamerika angebauten gv-Zuckerrübe. (www.reuters.com, 02.03.18) (bv)
EU: Verbotene gv-Bakterien als Tierfutter
Wie die Zeitung Le Monde berichtet, sind in der EU zwischen April 2016 und September 2017 mehrere tausend Tonnen Biomasse toter, nicht zugelassener gentechnisch veränderter (gv) Escherichia coli-Bakterien im Umlauf gewesen. In zwei Fällen sollen die toten gv- Bakterien an Tiere verfüttert worden sein. Ursprung der Biomasse ist eine französische Tochterfirma des japanischen Lebensmittel- konzerns Ajinomoto. Sie stellt mit den gv-Bakterien den Futtermittelzusatzstoff Lysin her. Der Verkauf des Lysins ist in der EU erlaubt, nicht aber die Nutzung der gv-Bakterien als Tierfutter. Ajinomoto Eurolysine hatte die Biomasse an eine Firma in Belgien verkauft, damit diese daraus Tierfutter herstellt und in Länder außerhalb der EU liefert. Via Zwischenhändler ist das Tierfutter dann dennoch in mehrere EU-Länder gelangt. Den Fall aufgedeckt hatte die französische Verbraucherschutzbehörde DGCCRF. Die EU-Kommission, die den Fall als „ernsthaft“ einstufte, alarmierte die EU-Länder. (www.lemonde.fr, 21.02.18) (bv)
EU: Mehrheit gegen Bayer-Monsanto-Fusion
Die Mehrheit der Menschen in der EU lehnt eine Fusion der beiden Konzerne Bayer und Monsanto ab. Das zeigt eine repräsentative Umfrage, die YouGov im Auftrag von Friends of the Earth Europe in Spanien, Frankreich, Deutschland, Dänemark und Großbritannien durchgeführt hat. In Deutschland erachten es 58 Prozent der Befragten als wichtig, dass die EU-Kommission die Fusion verhindert. Die Mehrheit befürchtet dabei, dass sich der Bayer-Monsanto-Deal negativ auf die Umwelt, die Saatgutwahl der LandwirtInnen und die Menge der in der Landwirtschaft eingesetzten Agrargifte auswirken würde. Nur elf Prozent der insgesamt 7.318 Befragten sehen in dem Zusammenschluss ein positives Potential. Siehe auch Artikel „Agrogentechnik: Trait Business made in Germany” auf S. 23 in diesem Heft. (www.foeeurope.org, 27.02.18) (bv)
EU-Forschungsprogramme mit neuer Gentechnik
Die EU hat im Rahmen des Horizon 2020-Programms die Forschungsprojekte Chic und Newcotiana lanciert. Beide Vorhaben setzen auf neue Gentechnik-Verfahren. Bei Newcotiana sollen Tabak und sein wilder Verwandter Nicotiana benthamiana so verändert werden, dass sie Kosmetika und Pharmazeutika bilden. Bei Chic wiederum soll Chicorée mit den neuen Gentechniken dazu gebracht werden, mehr Inulin und Terpene zu bilden. Inulin ist ein Ballaststoff, der Lebensmitteln zugesetzt wird. Terpene wirken antimikrobiell und finden in der Medizin Verwendung. Chic und Newcotiana stehen die nächsten vier Jahre je 7,2 Millionen Euro zur Verfügung. An den Projekten sind auch sechs Forschungsinstitute aus Deutschland beteiligt. (www.cordis.europa.eu, 24.01.18) (bv)
Schweiz: Petition zu neuen Gentechnikverfahren
Die Schweizer Allianz Gentechfrei (SAG), die Kleinbauern-Vereinigung und StopOGM haben in der Schweiz die Kampagne „Keine Gentechnik durch die Hintertür“ gestartet. Als Teil davon sammeln sie gegenwärtig Unterschriften für ei- ne Petition, mit der sie die Regierung und das Parlament dazu auffordern wollen, die neuen Gentechnik-Verfahren unter das Gentechnikgesetz zu stellen. Regierung und Parlament müssen die Petition zur Kenntnis zu nehmen. Sie sind aber nicht verpflichtet, sie zu behandeln oder zu beantworten. Allerdings tun sie das in der Praxis fast immer. (www.keine-neue-gen- technik.ch, 01.03.18) (bv)
US-Reisindustrieverband gegen gv-Reis aus China
USA Rice, der Verband der Reisindustrie, will nicht, dass der gentechnisch veränderte (gv) Huahui-1-Reis in die USA eingeführt wird. Der Markt wolle keinen gv-Reis, also sollen VerbraucherInnen auch sicher sein können, dass sie GVO-freie Reisprodukte erhalten - so der Verband in einer Medienmitteilung. Er reagiert damit auf eine Bekanntmachung der Lebensmittelbehörde FDA von Anfang Jahr, laut welcher der Huahui-1-Reis gleichwertig mit herkömmlichem Reis sei und deshalb ohne weitere Risikoabklärungen als Lebensmittel in die USA eingeführt werden dürfe. Der Huahui-1-Reis ist ein Produkt der Huazhong Agricultural University und enthält zwei Gene aus dem Bakterium Bacillus thurin- giensis. Derzeit ist der Anbau des Huahui-1- Reises weder in China noch in den USA erlaubt. (www.usarice.com, 30.01.18) (bv)
Australien: Omega-3-Raps zugelassen
Nuseed, eine Tochterfirma des Pestizidherstellers Nufarm, hat in Australien grünes Licht erhalten, einen DHA-produzierenden, gentechnisch veränderten (gv) Raps anzubauen. DHA ist eine Omega-3-Fettsäure und ihr Genuss soll sich positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken. Derzeit wird DHA aus Algen und Fischen gewonnen. Damit Raps DHA bilden kann, sind ihm sieben Gene aus Hefen und Mikroalgen ins Erb- gut gesetzt worden. Nuseed will 2019 mit der Vermarktung beginnen. Dann soll das DHA- Rapsöl unter den Namen Aquaterra (als Fischfutter) und Nutriterra (für die menschliche Ernährung) in die Regale kommen. Weitere Omega-3-Pflanzen könnten in Zukunft folgen: Nuseed führt derzeit einen Freisetzungsversuch mit Omega-3-Sareptasenf durch. BASF hat in den USA einen Antrag für den Anbau eines Omega-3-Rapses eingereicht. Bei DowDupont liegt ebenfalls ein Omega-3-Raps in der Pipeline. Und in Großbritannien hat Rothamsted Research einen Omega-3-Leindotter entwickelt. (Biotechnology Letters, 18.07.17, doi: 10.1007/ s10529-017-2402-6; giwww.ogtr.au, 26.02.18; www.aphis.usda.gov, 29.02.18) (bv)
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