„Herstellung“ von Designerbabys bleibt verboten in Südafrika

Pressemitteilung der International Coalition to Stop Designer Babies

Internationale Koalition begrüßt die Klarstellung, dass die „Herstellung“ von Designerbabys in Südafrikas verboten ist

IVF-Embryo unter dem Mikroskop

Es gibt gute Gründe, sich für ein Verbot von Keimbahneingriffen stark zu machen: Insbesondere gibt keinen medizinischen Bedarf für diese Technologie.

Berlin (Deutschland), Basel (Schweiz), London (GB), Oakland (USA), Melbourne (Australien); (09.12.2024)

Die Internationale Koalition gegen Designerbabys begrüßt die Bestätigung, dass das südafrikanische Gesetz die vererbbare genetische Veränderung von Menschen (HGM, siehe Anmerkung 1) verbietet. Wir wenden uns entschieden gegen die Bestrebungen einiger weniger Personen, die nationalen Richtlinien für die Gesundheitsforschung zu lockern um die „Herstellung“ von Designerbabys zu ermöglichen, obwohl dies gesetzlich verboten ist.

Seit den 1990er Jahren besteht ein starker internationaler politischer Konsens gegen die Schaffung von genetisch veränderten oder geklonten Kindern2. Wie vielfach festgestellt wurde, birgt HGM die nichtakzeptable Gefahr einer neuen Form der Eugenik. Ein solches Szenario ist gerade angesichts des aktuellen Wiedererstarkens eugenischer Rhetorik und eugenischer Überzeugungen bedrohlich. Eine begrenzte Anzahl von Wissenschaftler*innen, wissenschaftlichen Organisationen und privatwirtschaftlichen Akteur*innen versucht jedoch, diesen Konsens außer Kraft zu setzen3. Dies scheint auch in Südafrika der Fall zu sein, wo eine Handvoll Akademiker*innen sich für eine Regulierung anstelle eines Verbots von HGM einsetzt. Inzwischen ist jedoch klar, dass HGM in Südafrika nach wie vor illegal ist, trotz der kürzlich geänderten Forschungsethikrichtlinien, in denen jetzt beschrieben wird, unter welchen Bedingungen HGM angeblich erlaubt sei.

Der Sprecher der Koalition, Dr. Daniel Papillon sagt: „Die Bemühungen von Gentechnik-Enthusiast*innen, den Weg für die klinische Anwendung von Keimbahnveränderungen zu ebnen, sind äußerst beunruhigend. Die Erschaffung von Designerbabys muss dringend auf internationaler Ebene gesetzlich verboten werden. Diese Gentechnologie ist unsicher, nicht notwendig und wird zu mehr Ungleichheiten und genetischer Diskriminierung vulnerabler Individuen und ganzer Gruppen von Menschen führen. Dies ist besonders gefährlich in einem Kontext, in dem extrem rechte Parteien, die offen eine eugenische Politik befürworten, in vielen Ländern im Aufstieg oder sogar in Regierungsverantwortung sind.

Dr. Papillon fügte hinzu: „Die Koalition fordert Einzelpersonen und Organisationen auf, die Internationale Erklärung gegen die Legalisierung von vererbbaren gentechnischen Veränderungen von Menschen zu unterzeichnen, um nationale und internationale Institutionen dabei zu unterstützen, dieser Verantwortungslosigkeit Einhalt zu gebieten und klarzustellen, dass Wissenschaft der sozialen Gerechtigkeit und dem öffentlichen Interesse dienen muss.“

  • 1

    Wir verwenden den Begriff „humangenetische Veränderung“ (human genetic modification, HGM) und nicht „Genome Editing / Genom-Editierung“. Wissenschaftler*innen, die für HGM werben, verwenden oft Genome Editing, um die Bedenken der Öffentlichkeit hinsichtlich der Schaffung von Designerbabys abzuschwächen. Wir verwenden den Begriff „humangenetische Veränderung“ für die genetische Manipulation menschlicher Eizellen, Spermien oder Embryonen, um eine Person zu schaffen, bei der alle Körperzellen von der Veränderung betroffen sind. Diese Veränderungen würden zwangsläufig an alle Nachkommen weitergegeben. Die von uns nicht abgelehnte gentechnische Veränderung von Zellen für die Therapie bestimmter Krankheiten, z. B. von Haut-, Leber- oder Lungenzellen, wird als somatische Gentherapie bezeichnet.

  • 2

    Der Konsens drückt sich in gesetzlichen Verboten von gentechnischen Veränderungen zu Fortpflanzungszwecken bei Menschen in mehr als 70 Ländern und in internationalen Verträgen wie der Oviedo-Konvention des Europarats (Übereinkommen über Menschenrechte und Biomedizin) sowie in nicht bindenden Erklärungen wie der Allgemeinen Erklärung der UNESCO über das menschliche Genom und die Menschenrechte aus.

  • 3

    Zwischen 2015 und 2023 fanden drei internationale Gipfeltreffen zu Genome Editing beim Menschen (International Summits on Human Genome Editing) statt, die von den Wissenschaftsakademien der USA, des Vereinigten Königreichs und Chinas einberufen wurden. Die Nachricht von den ersten gentechnisch veränderten Babys in China wurde auf der Konferenz 2018 in Hongkong verkündet. Trotz der weltweiten Empörung über diese Nachricht sprach sich das Organisationskomitee der Veranstaltung weiterhin für die Einführung von HGM aus. Im Jahr 2023 rückten die Organisatoren jedoch von dieser Position ab und erklärten, dass vererbbares Genome Editing am Menschen weiterhin inakzeptabel ist.

9. Dezember 2024

Gen-ethisches Netzwerk e.V.

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