Kritische Informationsarbeit zu Gentechnik und Fortpflanzungstechnologien gefährdet
Über aktuelle biotechnologische Entwicklungen muss auch in Zukunft unabhängig informiert werden!
(Berlin, 11. Februar 2025) Die prekäre Finanzlage von kleinen gemeinnützigen Vereinen spitzt sich weiter zu. Auch dem Gen-ethischen Netzwerk e. V. und dessen Fachzeitschrift drohen das Aus. In Zeiten von Fake News ist wissenschaftlich fundierte, gemeinwohlorientierte Informationsarbeit für die öffentliche Meinungsbildung zu Biotechnologien unverzichtbar.
Die Zivilgesellschaft gerät aktuell stark unter Druck. Dabei bilden die Haushaltskürzungen im sozialen und Kulturbereich bloß die Spitze des Eisbergs. Auch Verei-ne, die bisher kaum staatliche Förderung erhalten haben, kämpfen mit finanziellen Schwierig-keiten. So auch das Gen-ethische Netzwerk e. V. (GeN) in Berlin. Während die Kosten durch die Inflation massiv angestiegen sind, sind die Einnahmen des spendenfinanzierten Vereins eingebrochen. Laut Deutschem Spendenbarometer wuchs die Spendenbereitschaft in Deutschland 2024 im Vergleich zum Vorjahr zwar wieder leicht. Dem GeN kam dies jedoch nicht zugute, da ein Großteil der Spenden anderen Zwecken gewidmet wurde.
„Für die Themen Gentechnik und Reproduktionstechnologien konnten wir in den letzten bei-den Jahren nicht mehr genügend Spenden gewinnen, um die gestiegenen Kosten für Perso-nal, Druck und Versand abzudecken. Das hat ein großes Loch in unsere Finanzen gerissen, das wir als kleiner Verein nicht ausgleichen können“, sagt Lissy Kynast, beim GeN zuständig für Finanzen und Fundraising. „Durch eine erfolgreiche Rettungsaktion konnten wir die Schlie-ßung unserer Geschäftsstelle Ende letzten Jahres zum Glück vorerst abwenden. Der große Zuspruch und die finanzielle Nothilfe unserer Spender*innen haben uns viel Mut gemacht. Doch um die Arbeit in notwendigem Umfang fortsetzen zu können, fehlen uns für dieses Jahr noch mindestens 30.000 Euro“, so Kynast.
Fundiert und nachgefragt – aber meist nicht förderfähig
Seit fast 40 Jahren informieren die Expert*innen des Gen-ethischen Netzwerks über Entwick-lungen rund um Bio-, Gen- und Fortpflanzungstechnologien. Der wissenschaftlich fundierte und interdisziplinäre Ansatz, mit dem das Team insbesondere die ethischen Aspekte und ge-sellschaftlichen Auswirkungen der Technologien verdeutlicht, macht das GeN einzigartig.
„Ob in der Berichterstattung zur möglichen Ausweitung selektiver Pränataldiagnostik, beim Beleuchten der Gefahren von Online-Gentests oder beim Hinterfragen gentechnologischer Lösungen zur Klimaanpassung in der Landwirtschaft – bei all diesen Themen greifen Journa-list*innen und Politiker*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen, Lehrkräfte und Prak-tiker*innen auf unsere Expertise zurück“, sagt Jonte Lindemann, Referent*in für Medizin beim GeN. Eine wichtige Arbeit, könnte man meinen. Fördergelder gebe es dafür von staatlicher Seite allerdings meist keine.
„Bildungsarbeit ist oft noch förderfähig, aber das dafür notwendige Wissen muss ja irgendwo-her kommen. Für unsere wissenschaftlichen Recherchen und die Produktion unserer Fach-zeitschrift GID MAGAZIN finden wir häufig keine geeigneten Fördertöpfe – dabei macht das den Großteil unserer Arbeit aus. Das ist absurd. Schließlich werden wir auch von Ministerien, Parteien und Kommissionen als Sachverständige eingeladen“, berichtet Lindemann.
Gefahr für die Demokratie
Insbesondere in Zeiten von Fake News sind gut recherchierte und evidenzbasierte Informatio-nen, mehrfachgeprüfte Quellen und kritische Perspektiven wichtig für die öffentliche Mei-nungsbildung. Die aktuelle Krise von gemeinnützigen Vereinen und unabhängigen Print-medien, die Haushaltskürzungen, die Spendeneinbrüche – das alles verstärkt sich gegenseitig und gefährdet die Demokratie. Denn mit Organisationen wie dem GeN würden kritische Stim-men aus dem Diskurs verschwinden – und damit die Grundlagen für differenzierte Debatten und demokratische Kontrolle von Forschung und Politik.
Mehr Informationen
Gen-ethisches Netzwerk e.V.
Kontakt
Laura Theuer, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: laura.theuer[at]gen-ethisches-netzwerk.de
Telefon: 030 685 7073