Rezension: Kampf um Anerkennung
Die Journalistin Nina Schulz und die Fotografin Elisabeth Mena Urbitsch arbeiten schon lange zusammen - das merkt man der Zusammenstellung ihrer in vielen Jahren gründlich und einfühlsam recherchierten Reportagen über NS-Verfolgte und ihre Kämpfe um Anerkennung und Entschädigung an. Die Autorinnen begleiten jüdische Menschen, als „asozial“ Kriminalisierte, Sintezza, Nachfahren von „Euthanasie“-Opfern und schildern die Hintergründe. Dies zu lesen ist oft bedrückend, denn die Bundesrepublik ist keineswegs der Vorzeigestaat der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit, als der er international gerne gesehen werden möchte. Keine Selbstverständlichkeit sind die Entschädigungen, stattdessen müssen die Opfer häufig um selbst kleine Beträge regelrecht kämpfen - mit Ämtern, Gerichten und Gesetzesgeber für eine Aufarbeitung, die für viele von ihnen zu spät kommt. Die Mehrheit der mehr als 20 Millionen NS-Verfolgten hat nie eine Entschädigung erhalten, viele der NS-Verfolgten sind bis heute ausgegrenzt. Ein wichtiges und gutes Buch!
Kirsten Achtelik
➤ Nina Schulz, Elisabeth Mena Urbitsch: Spiel auf Zeit. NS-Verfolgte und ihre Kämpfe um Anerkennung und Entschädigung. Reportagen in Text und Bild, Assoziation A (2016), 368 Seiten, 24 Euro, ISBN 978-3-86241-451-2.
Kirsten Achtelik arbeitet als freie Autorin und Journalistin zu behinderten- und geschlechterpolitischen Themen.
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