Psychopharmaka

Schwerpunkt

Die Psychiatrie, so scheint es, ist aus modernen westlichen Gesellschaften kaum noch wegzudenken: Sie ist im Krisenfall zur Stelle und trägt zugleich recht diskret dazu bei, dass die Menschen im Alltags- und Arbeitsleben funktionieren. Was also ist gegen sie vorzubringen? Download der gesamten Ausgabe hier. (1,54 MB, pdf-Dokument, direkter Link)

Impressum

GID 208, Oktober 2011, 27. Jahrgang, ISSN 0935-2481, Redaktion: Theresia Scheierling (ViSdP), Ulrike Klöppel, Christof Potthof, Maja Stralucke, Uta Wagenmann, Uwe Wendling

Artikel in dieser Ausgabe

  • Genetischer Postdeterminismus

    Vanessa Lux

    An der psychiatrischen Genetik ist der Paradigmenwechsel in der Genomforschung nicht spurlos vorbeigegangen, die Abkehr vom genetischen Determinismus hat ihr methodisches Gerüst erschüttert - und dennoch wird weitergemacht wie bisher.

  • Defizite der Biochemie

    Stefan Weinmann

    Machtvoll verbinden sich Marketingstrategien von Arzneimittelherstellern mit den Biologisierungstendenzen der Psychiatrie. Unternehmerische Taktiken und methodische Tricks wecken hohe Erwartungen an die Wirksamkeit der Substanzen, und psychiatrische Krankheitsmodelle liefern die Grundlage dafür, dass seelische Krisen kaum noch als Produkt gesellschaftlicher Verhältnisse erkannt, sondern vor allem als biochemische Störung behandelt werden.

  • Pharmaversorgung

    Erika Feyerabend

    Die Zunahme der Verschreibungen von Psychopharmaka wird auch durch die Privatisierungspolitik im Gesundheitswesen gestützt.

  • Antidepressiva und die Arbeit am Selbst

    Stefanie Graefe

    Sie versprechen viel, tatsächlich helfen sie jedoch wenig, sie tragen sowohl zur Biologisierung wie zur Ökonomisierung sozialer Probleme bei und sie sind Instrument der Individualisierung. Vielseitig ist die Kritik an Antidepressiva. Aber sollte deswegen ganz von ihnen abgeraten werden? Eine kritische Betrachtung der Diskussion.

  • Sanfte Zwänge und chemische Gewalt

    Viola Balz

    Die Psychiatrie heute, heißt es, habe nichts mehr gemein mit gefängnisähnlichen Verwahranstalten. Auch der massive Einsatz von Psychopharmaka zur Ruhigstellung gehöre der Vergangenheit an. Doch wie tief greifend sind diese Veränderungen wirklich? Wie belastbar ist das Versprechen der Sozialpsychiatrie und der „neuen Generation" der Psychopharmaka, das Herausfallen „psychisch Kranker" aus ihrem sozialen Umfeld zu verhindern?

  • „Eine echte Lücke im System“

    Interview mit Terry Simpson

    Das „Pajaro Valley Sunrise Center“, eine Einrichtung, die ähnlich dem Berliner Weglaufhaus Begleitung beim Ausstieg aus der Medikation mit Psychopharmaka anbieten wird, befindet sich derzeit im Aufbau. Sie soll in Watsonville (Kalifornien) angesiedelt werden und zunächst über sechs Plätze verfügen.

  • Betroffenenkontrolle als Alternative

    Christina Winsloe und Stefan Bräunling

    Organisiert vom Träger des antipsychiatrischen Wohnprojekts Weglaufhaus, dem „Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt“, fand am 2. und 3. September 2011 in Berlin eine internationale Konferenz statt, auf der sich Betroffene und UnterstützerInnen unter dem Motto „Auf der Suche nach dem Rosengarten“ mit Alternativen zur Psychiatrie beschäftigten. Ein Konferenzbericht.

  • Wer bezahlt die Rechnung?

    Anne Bundschuh

    Ausgelöst durch einen Freisetzungsversuch mit gentechnisch verändertem Weizen und dessen Zerstörung durch Greenpeace-AktivistInnen wird in Australien über Aktivismus, Wissenschaft und die Interessen der Gesellschaft diskutiert.

  • Monsanto pokert oder hat Angst

    Christof Potthof

    Wenn Pollen des gentechnisch veränderten Mais MON810 im Honig gefunden wird, ist das für die betroffenen ImkerInnen sehr ärgerlich. Der Europäische Gerichtshof entscheidet nun im Sinne des Verbraucherschutzes.

  • Die Gen-Maus: geplantes Leid

    Uwe Wendling Die Gentechnik treibt die Tierversuchszahlen in die Höhe. Wenn gentechnisch veränderte Mäuse als Modelle für menschliche Krankheiten benutzt werden, ist ihr Leiden eingeplant - und von zweifelhaftem Nutzen.

  • Entscheidungsfalle für alle

    Silja Samerski Noch in diesem Jahr soll in der Bundesrepublik ein Bluttest für werdende Mütter auf den Markt kommen, mit dem in der zehnten Schwangerschaftswoche festgestellt werden kann, ob beim Ungeborenen eine Trisomie 21 vorliegt. Ein minimaler Eingriff, ein früher Zeitpunkt und eine hohe Aussagesicherheit - Pränataldiagnostik für alle.

  • „Eine riesige DNA-Datenbank ist kein Allheilmittel“

    Interview mit Lutz Roewer

    Lutz Roewer leitet die Abteilung für forensische Genetik der Rechtsmedizin an der Charité in Berlin. Für die Kampagne „DNA-Sammelwut stoppen“ befragte der GID ihn zu Möglichkeiten und Grenzen der kriminologischen Genetik und zur Kooperation mit dem Landeskriminalamt Berlin, für das sein Institut jährlich zwischen zehn- und zwanzigtausend DNA-Spuren analysiert.

  • Sand im Getriebe

    Interview mit Aktivist_INNEN

    Anfang Juli wurden Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt von Unbekannten zerstört. Dabei wurden die an den Flächen eingesetzten Wachleute bedroht und in ihren Aufenthalts-Containern eingesperrt.

  • Gentechnik ernährt die Welt?

    Birgit Peuker

    „Gentechnik kann den Hunger in der Welt besiegen“ - dieser Behauptung der Gentechnikbefürworter begegnet man häufg. Doch wie wird diese Aussage begründet? Der Artikel zeichnet die Argumentationszusammenhänge nach, in denen das „Welternährungs-Argument“ eingebettet ist. Sie sollen eine breite Durchsetzung des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen legitimieren.